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SEXUALISIERTE GEWALT

KURZ & KNAPP

  • Sexualisierte Gewalt ist, wenn Personen durch sexuelle Handlungen oder sexualisierter Sprache gedemütigt und erniedrigt werden.
  • Den Tätern geht es dabei um Macht und die Befriedigung eigener Bedürfnisse.
  • Sexualisierte Gewalt kann überall vorkommen: in der Öffentlichkeit, Zuhause, in der Schule, in Vereinen, beim Sport, im Internet und in Sozialen Medien.
  • Nicht jede sexualisierte Gewalt ist strafbar, aber jede sexualisierte Gewalt verletzt.  
  • Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche dort, wo Abhängigkeitsbeziehungen bestehen.

SEXUALISIERTE GEWALT – VIEL MEHR ALS KÖRPERLICHE ÜBERGRIFFE

Sexualisierte Gewalt ist, wenn dir jemand droht, dich zwingt oder deine schutzlose Lage ausnutzt, um mit dir Sex zu haben. Vergewaltigung ist eine sehr schwere Form von sexualisierter Gewalt, ebenso Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen und die Herstellung, Verbreitung und der Konsum von Missbrauchsabbildungen von Minderjährigen. Dies sind alles Straftaten. Die Täterinnen und Täter können dafür hart bestraft werden.

Das Sexualstrafrecht gilt auch für Jugendliche ab 14 Jahren. Wenn du per Smartphone ein aufreizendes Foto oder Video versendest, kannst du dich strafbar machen.

Auch sexuelle Belästigungen und jede Form unerwünschter sexueller Kommunikation zählen dazu – obszöne Worte und Gesten, aufdringliche und unangenehme Blicke, das Zeigen oder Zusenden sexueller Inhalte, zum Beispiel Pornos oder Penisbilder, sogenannte Dick Pics.

NEIN HEISST NEIN

Die meisten Formen sexualisierter Gewalt sind Straftaten! Ein Übergriff ist schon dann strafbar, wenn er gegen den erkennbaren Willen des Opfers ausgeführt wird. Dein Körper gehört dir! Du hast das Recht, über deine Sexualität frei zu bestimmen:

  • Du allein bestimmst, ob und wann du Sex haben möchtest.
  • Du bestimmst die sexuellen Praktiken selbst.
  • Du entscheidest über die Form der sexuellen Beziehungen selbst.

Zur sexuellen Selbstbestimmung gehört auch das Recht „Nein“ zu sagen und dich zu wehren. Es muss auch nicht unbedingt das Wort Nein sein. Du kannst auch mit einer abwehrenden Haltung oder durch Weggehen zeigen, dass du etwas nicht möchtest.

ALARMSIGNALE – DARAN ERKENNST DU SEXUALISIERTE GEWALT

Du erkennst sexualisierte Gewalt häufig daran, dass du dich unwohl fühlst, dich schämst oder ekelst. Solche Gefühle sind ein wichtiges Alarmsignal! Du solltest sie immer ernst nehmen und dir Hilfe holen! Niemand darf dich zu sexuellen Handlungen zwingen, dir drohen, dich erpressen oder dir Angst machen.

Mädchen sind von sexualisierter Gewalt häufiger betroffen als Jungen. Oft kommen Täter oder Täterinnen aus dem näheren Umfeld oder sogar aus der Familie. Sie tun alles, um zu verhindern, dass ihre Tat aufgedeckt wird. Meistens reden sie ihrem Opfer mit Absicht etwas ein, damit sie niemandem etwas davon erzählen oder geben ihnen eine Teilschuld. Damit geben sie ihnen das Gefühl, dass was sie da tun, wäre in Ordnung. Ist es aber nicht. Und es ist eine fiese Täter-Strategie.

Wenn Täter ihrem Opfer die Schuld in die Schuhe schieben, nennt man das „Victim Blaming“, das bedeutet übersetzt Opfer-Beschuldigung. Wenn jemand zum Beispiel ein sexy Foto von sich macht, es per Smartphone versendet und das Bild ungewollt im Umlauf gerät, hört man oft den Spruch: „Selbst schuld!“ Falsch! Nicht wer das Foto gemacht hat, macht sich strafbar, sondern wer es unerlaubt weitergibt.

Diese Sprüche sind dazu da, um Opfer zu verunsichern und damit eine Tat unentdeckt bleibt:

  • Du wolltest das auch!
  • Du hast mitgemacht.
  • Du bist selbst schuld daran.
  • Das glaubt dir niemand.
  • Das ist ganz normal.
  • Es ist nur, weil ich dich so liebe.
  • Du hast dich mit strafbar gemacht.
  • Das muss unser Geheimnis bleiben.
  • Du willst mich doch nicht enttäuschen.

Das ist alles gelogen! Mit Sexualität hat das wenig zu tun, sondern mit Macht, Unterwerfung und Gewalt. Die betroffenen Mädchen und Jungen sind dem Täter oder der Täterin körperlich, seelisch, geistig oder sprachlich unterlegen. Diese nutzen ihre Machtposition aus, um ihre eigenen Bedürfnisse auf Kosten des Mädchens oder Jungen zu befriedigen. Denn meist passieren die Übergriffe nicht nur einmal, sondern immer wieder.

Betroffene Kinder und Jugendliche suchen die Ursachen bei sich selbst, haben starke Schuld- oder Schamgefühle, empfinden Angst oder Ohnmacht, manchmal auch Wut. Aber: Die Verantwortung für die Tat liegt einzig und allein beim Täter oder der Täterin.

SO BEKOMMST DU HILFE

Du bist nicht schuld, wenn du sexualisierte Gewalt erlebst, und du bist nicht allein. Hol‘ dir Hilfe! Erzähle einer Vertrauensperson in der Familie, der Schule oder im Freundeskreis davon. Du kannst dich auch anonym an eine Beratungsstelle wenden. Wer von sexualisierter Gewalt betroffen ist, eine Vermutung hat, einfach ein komisches Gefühl oder Fragen stellen möchte zum Thema, kann sich an das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch wenden: 0800 22 55 530 oder auch an die Nummer gegen Kummer unter 116 111. Dort beraten auch Jugendliche. Beide Nummern sind kostenfrei und anonym.

Hier findest du unsere Liste mit weiteren Beratungsstellen, zum Beispiel N.I.N.A., der nationalen Infoline, Netzwerk und Anlaufstelle zu sexueller Gewalt an Mädchen und Jungen.